Viele Talente drängen sich auf - Gaudreau und Monahan wiedervereint, Fragezeichen hinter Laine und dem Goaltending
© Photo by Ben Jackson/NHLI via Getty Images
von Christian Rupp
@IamCR1 NHL.com/de Freier Autor
Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2024/25 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.
In dieser Ausgabe: Die Analyse der Columbus Blue Jackets
Das Frustrationslevel bei den Columbus Blue Jackets ist hoch: Vier Jahre in Folge schaffte es das Team aus dem US-Bundesstaat Ohio nicht in die Stanley Cup Playoffs. Bereits Ende der 2010er Jahre wähnte sich Columbus auf gutem Weg, ein dauerhafter Gast in der NHL-Endrunde zu sein, doch stattdessen finden sich die Blue Jackets Jahr für Jahr in einer Situation des Neuaufbaus wieder. Auch die abgelaufene Saison 2023/24 war eine ernüchternde: Mit einer 27-43-12-Bilanz war Columbus Schlusslicht in der Metropolitan Division, der gesamten Eastern Conference und das viertschlechteste Team in der gesamten Liga. Zur neuen Spielzeit 2024/25 sollen die zahlreichen Talente endlich zünden.
Die wichtigsten Kaderveränderungen
Bislang gelangen den Blue Jackets kaum nennenswerte externe Verpflichtungen. Der klangvollste Name ist Stürmer Sean Monahan, der von den Winnipeg Jets in den „Buckeye State“ wechselte. Der 29-jährige Mittelstürmer knackte fünf Jahre lang nie die Marke von 50 Scorerpunkten, in der jüngsten Saison 2023/24 aber meldete er sich mit 59 Punkten (26-33-59) aus 83 Spielen für die Montreal Canadiens und Winnipeg Jets zurück. An der Seite seines langjährigen Reihen-Partners Johnny Gaudreau, mit dem er erfolgreiche Jahre bei den Calgary Flames hatte, soll er in Columbus wieder richtig aufblühen.
SJS@CBJ: Gaudreau und Nylander im Zusammenspiel
Mehr Erfahrung soll Verteidiger Jack Johnson in den Kader bringen. Der 37-jährige US-Amerikaner gilt als „verlorener Sohn“: Johnson wurde im knapp 300 Kilometer entfernten Indianapolis, im Nachbarstaat Indiana geboren. Er lief bereits zwischen 2012 und 2018 in sechseinhalb Spielzeiten für die Blue Jackets auf. 2022 wurde er zum Stanley Cup Champion mit der Colorado Avalanche. Nun kehrt er mit sehr viel mehr Playoff-Erfahrung (neun Playoff-Runs, 57 Spiele, 5-16-21) nach Columbus zurück.
Die beiden namhaftesten Abgänge sind Angreifer Alexandre Texier (jetzt St. Louis Blues) und Abwehrmann Adam Boqvist (jetzt Florida Panthers).
Die wichtigsten Veränderungen betreffen nicht den Kader, sondern die sportliche Führung. Mit Dean Evason (zuvor Minnesota Wild) wurde ein neuer Cheftrainer sowie mit Don Waddell (zuvor Carolina Hurricanes) ein neuer General Manager präsentiert. Unter dieser Riege wollen die Blue Jackets einen neuen Kurs einschlagen.
Schlüsselspieler
Mit Gaudreau und Monahan hat Columbus zwei Spieler in der ersten Reihe, die sich nach neun gemeinsamen Jahren bei den Calgary Flames in- und auswendig kennen und wohl keinerlei Anlaufzeit benötigen, um wieder mit blindem Verständnis zu harmonieren. Flügelstürmer Patrik Laine gilt nicht nur in seiner finnischen Heimat als Top-Star, sondern ist auch bei den Blue Jackets ein Spieler, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht und mit seinem Schuss und seiner Technik den Unterschied machen kann. Der 26-jährige Angreifer hat das NHL/NHLPA Player Assistance Program wieder verlassen. Nun ranken sich einige Trade-Gerüchte um Laine. Zu den Schlüsselspielern zählt zweifelsohne Abwehrchef Zach Werenski (27), der in der Vorsaison trotz nur 70 Einsätzen als zweitbester Scorer der gesamten Mannschaft hinter Gaudreau abschloss (11-46-57). Die Zukunft gehört Adam Fantilli. Das 19-jährige 3rd-Overall-Pick von 2023 fügte sich schon in seiner Rookie-Saison als starker Zwei-Wege-Center ein, braucht aber mehr Unterstützung von seinen Mitspielern.
CBJ@BUF: Fantilli, Danforth in Koproduktion
Spieler aus dem DACH-Raum
Fehlanzeige
Stärken
Mit einem eher defensiv-orientierten System unter Evason dürfte die Verteidigung zu den Stärken von Columbus zählen. Mit Werenski, Ivan Provorov, Damon Severson, Erik Gudbranson und Johnson haben die Blue Jackets gestandene Abwehrrecken. Hinzu kommen spannende Talente wie David Jiricek oder Danton Mateychuck.
Verbesserungspotenziale
Auf der Torwart-Position sehnen sich die Blue Jackets seit Jahren nach einer Nummer 1, der Spiele stehlen kann. Aktuell besteht das Goalie-Tandem aus Elvis Merzlikins und Daniil Tarasov, die beide nicht zu den ligaweiten Top-Torhütern zählen. Im Sturm würde dem Team etwas mehr Secondary Scoring guttun. Gleichzeitig hat Columbus insbesondere in den Bottom-Six reihen viele körperlich starke Spieler, die bei Evasons physisch-geprägten Stil mit zermürbendem Forechecking aufblühen könnten.
Vielversprechende Talente
Die Tiefe an Talenten ist bei den Blue Jackets beeindruckend: Seit dem NHL Draft 2020 wurden acht (!) Erstrunden-Picks in fünf Jahren akquiriert. Yegor Chinakov (23, NHL Draft 2020, 21. Stelle), Kent Johnson (21, NHL Draft 2021, 5. Stelle), Cole Sillinger (21, NHL Draft 2021, 12. Stelle), Jiricek (20, NHL Draft 2022, 6. Stelle) und Fantilli (19, NHL Draft 2023, 3. Stelle) debütierten bereits in der NHL. Corson Ceulemans (21, NHL Draft 2021, 25. Stelle), Mateychuk (20, NHL Draft 2022, 12. Stelle) oder Cayden Lindstrom (18, NHL Draft 2024, 4. Stelle) könnten schon bald folgen.
Playoff-Chancen
Die Chancen auf ein Erreichen der K.o.-Phase sind auch für das Frühjahr 2025 als eher gering zu beziffern. In der starken Metropolitan-Division sind andere Klubs wie die New York Rangers, Carolina Hurricanes oder New Jersey Devils deutlich besser besetzt. Auch dahinter scheint die Lücke zu den New York Islanders, Washington Capitals, Pittsburgh Penguins und Philadelphia Flyers noch zu groß zu sein. Je nach Beiträgen der vielen jungen Talente werden die Blue Jackets aber aufholen, vielleicht sogar aufschließen können. Am Ende wird es für die Stanley Cup Playoffs im fünften Jahr in Folge nicht reichen.